Letzte Aktualisierung: 27. November 2004

Die Lokalbahn Traunstein - Ruhpolding

Aus der Geschichte:

Die Lokalbahn Traunstein - Ruhpolding ist ein Überbleibsel der ursprünglich um 1880 entstandenen Idee, eine Hauptbahn von Traunstein über Ruhpolding und Reit i.W., dort die bayerisch-österreichische Grenze überschreitend, nach Kössen und Kufstein zu bauen.

Laut dem Traunsteiner Wochenblatt äußerte sich "ein österreichischer Großindustrieller" wie folgt:

"...Richtig ist auch, daß diese Bahnlinie Traunstein - Seegatterl eine Hauptlinie wird, hauptsächlich für Einfuhr von Getreide der Schranne Traunstein und hauptsächlich noch viel größeren Werth hat für die Retourverfrachtung von Zement 'Ebbs=Kufstein' ".

Jedoch ist ein solcher Bahnbau bereits zu dieser Zeit höchst umstritten: Zum einen herrscht ein starker Wettbewerbsgedanke zwischen den Befürwortern der Bahnlinie "Traunstein - Ruhpolding - Reit i.W." mit den Befürwortern einer Strecke "Übersee - Marquartstein" mit der Option auf Verlängerung nach Reit i.W.; zum anderen hat die Staatsregierung von Bayern zu diesem Zeitpunkt bereits den Bau von Hauptbahnen als einen Gedanken bezeichnet, der nicht weiter zu verfolgen ist, also besteht in Bayern nur noch Bedarf für die sogenannten Secundär- oder Lokalbahnen. Die Petition wird daher auch von der bay. Staatsregierung abgewiesen.

Einige Jahre später wird der Bau einer verkürzten Linie "Traunstein - Ruhpolding" aufgenommen und nach fast einem Jahrzehnt auch verwirklicht.

Doch einige Unentwegte unter Führung von Herrn Rappolt jun. streben auch nach Vollendung der Strecke "Traunstein - Ruhpolding" eine Verlängerung nach Reit i.W. an,; die Idee wird auch durch die Generaldirektion der Königlich bayerischen Staatseisenbahnen aufgenommen und geprüft: Das Ergebnis ist für die Befürworter niederschmetternd, da die Untersuchung zeigt, daß eine Fortsetzung der Strecke nach Reit i.W. unrentabel sei.

Dabei bleibt es auch bis zum Untergang des Königreiches Bayern und damit der Königlich bayerischen Staatseisenbahnen, die sich bis 1920 - dem Gründungsjahr der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft bei gleichzeitiger Auflösung aller staatlichen deutschen Länderbahnen - noch Bayerische Staatseisenbahnen nennen dürfen.

In der Tabelle sind wichtige Eckdaten zur Historie dieser Lokalbahn aufgeführt! Die Orthographie sowie evtl. ungenaue Angaben beruhen auf Originalunterlagen der damaligen Zeit aus dem Stadtarchiv Traunstein sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München:

07. Dezember 1881
Versammlung von interessierten Geschäftsleuten und Industriellen in Kufstein wegen des Baus einer Strecke Traunstein - Reit im Winkel - Kössen - Kufstein.
28. Januar 1882 Versammlung im Postsaal zu Traunstein: Beschluß, eine Petition an den bayerischen Landtag für den Bau einer Eisenbahn zu stellen, sowie Bildung eines Eisenbahn-Comités bestehend aus:
1. Traunstein: die Herren Seuffert (Bürgermeister), Obermüller, Oberförster, Haider, Neu und Rappolt.
2. Ruhpolding: Hr.Bürgermeister, Hr.Zeller und Hr. Forstmeister Buckl.
3. Obersiegsdorf: Hr. Bürgermeister, Herren Ant. Bauer (Voglmaier), Schneidsägebesitzer Knerr und Oberförster Henselt.
4. Reit im Winkel: Hr. Bürgermeister, Hr. Stefan Wimmer, Hr. Oberförster
5. Eisenärzt: Hr. Bürgermeister und Hr. v. Mayrhofer.
6. Inzell: Hr. Bürgermeister und Hr. Posthalter Miller
7. .Untersiegsdorf: Hr. Bürgermeister Pechl und Hr. Posthalter Huber.
09. Februar 1882
Die Petition wird an die Abgeordnetenkammer des bayerischen Landtages nach München geschickt.
Unterschrieben haben die Gemeinden: Reit im Winkel, Ruhpolding, Bachenau, Zell, Inzell, Eisenärzt, Obersiegsdorf, Untersiegsdorf, Begling, Hammer sowie die städtischen Kollegien der kgl. bay. Stadt Traunstein.
Die Petition wird jedoch abgewiesen!
31. Oktober 1887
Eingabe des Stadtmagistrats der Stadt Traunstein um Genehmigung der Projektierungskosten für eine Lokalbahn Traunstein - Ruhpolding.
26. April 1890
Der Abgeordnete Wolfgang Wagner gibt in der CLXIV. Plenarsitzung der Kammer der Abgeordneten seinen Bericht über die Petitionen des Magistrats und des Gemeindecollegiums der Stadt Traunstein, des Distriktausschusses Traunstein, der Gemeindeverwaltungen Ruhpolding, Inzell, Hammer, Bogling, Obersiegsdorf, Untersiegsdorf, Haslach und Eisenärzt bezüglich einer Sekundärbahn Traunstein = Ruhpolding ab:
Die Kosten der Grunderwerbung: über 43.500 Mark sind durch Beschlüsse der Distriktsgemeinden Traunstein, Siegsdorf und Ruhpolding aufgebracht (eine Forderung der bayer. Gesetzgebung der damaligen Zeit)!
Als Vorteile der Bahn werden der Holzreichtum der Gegend, die verstärkte Nutzung der Wasserkraft im Trauntal, Transport von Vieh und Lebensmitteln sowie der Fremdenverkehr in dieser Gegend angeführt.
01. Oktober 1891
Petition der städtischen Kollegien der Stadt Traunstein an die Abgeordnetenkammer, Mittel für den Bau der Lokalbahn zu bewilligen.
Februar 1892 Das eingereichte Gesetz über den Bau einer Lokalbahn Traunstein - Ruhpolding wird durch den Lokalbahn-Landtagsausschuß in München genehmigt.
31. März 1892
Der "Petition des Magistrats und des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten der Stadt Traunstein (XVIII. Petit.=Verz. C Nr. 17)" über den Bau einer Lokalbahn Traunstein - Ruhpolding wird durch die Abgeordnetenkammer statt gegeben - das Projekt kann nach langer Zeit endlich in Angriff genommen werden.
Mit der befürwortenden Abstimmung zu Gunsten der Petition wird ein Betrag von 820.600 Mark für den Bau der Lokalbahn als Bedarf aus Staatsmitteln festgesetzt.
Die Länge der Strecke beträgt 13,7 Kilometer (Luftlinie 11,9 Kilometer), die Maximalsteigung 1 : 50, der Gesamtaufwand wird auf 903.900 Mark veranschlagt (Staatsanteil entspricht ca. 91%), die Rente (also der Ertrag der Bahn) wird auf 2,4 % geschätzt.
06. Juli 1894
Beginn der Bauarbeiten.
17. August 1895 Aufnahme des provisorischen Personen- und Wagenladungsverkehrs.
09.November 1895 Eröffnung der Lokalbahn Traunstein - Ruhpolding.

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